Konzert: Equilibrium

Garage Saarbrücken
11.02.2020
Support:
Lord of the Lost
Nailed to Obscurity

Nanu? Nailed-to-Obscurity-Dekoration auf der Bühne und Sänger Raimund erscheint. Er erklärt, dass der Vokalist Timo der spannenden Vorband Oceans flach liegt. Also geht es eben los mit der besten Ostfriesenmischung, die man sich in den heißen Rum rühren kann. Die hab ich mir schon ein Jahr zuvor mit Amorphis an selber Stelle angehört. Ganz großes Ding für alle Verfechter alter Opeth oder Katatonia und mehr. Gestartet wird das Konzert erneut mit dem "Black-Frost"-Titeltrack. An diesem Dienstagabend scheinen sie noch etwas besser drauf zu sein. Langsam hätten sie etwas mehr Aufmerksamkeit von den großen Bühnen verdient. Für mich ganz locker der Knaller des Abends, gleich zu Beginn.

Lord of the Lost treten mit dem mir von Philiae bekannten Sänger Chris danach ins Rampenlicht. Die Inszenierung ist richtig dick und möchte Verbindungen zu Marilyn Manson erkennbar werden lassen. Doch dorthin fehlt noch ein Stück. Trotzdem locken die Herren eine Menge Gothikerinnen herbei, deren Rocksaum etwa auf Höhe meines Nabels anfängt. Die Hamburger Band kommt gut an. Insgesamt sind die Kompositionen zwar abwechslungsreich und Chris gesangstechnisch vielseitig, aber die Sachen klingen irgendwie so, als ob bereits bekannt von anderen Dark-Rock-Buddies.

Equilibrium haben mit dem 2019er Album "Renegades" neue Feinde gewonnen und selbst mir fällt es schwer diesen zwar mutigen aber komplett chaotischen Weiterentwicklungsversuch gutzuheissen. Indiz dafür ist auch das schlapp-hippe neue Bandlogo. Wenn das nur alles wäre. Bekannt sind mir die Bayern, seitdem sie damals mit den Alben "Turis Fratyr" und "Sagas" anfingen. Sänger Helge und Bassistin Sandra sind schon lange weg, doch anfangs gefiel Equilibrium auch mit Rampensau Robse am Mikro noch gut. Ist einfach ein symphatischer Brandenburger. Heute Abend fehlt Gitarrist Dom krankheitsbedingt. Ersetzt wird er vom Ton aus der Konservendose. Der letzte Mohikaner René hält am anderen Ende der Bühne die Stellung mit dem Saiteninstrument. Leider haben die musikalischen Veränderungen auf Dauer nicht gut getan. Die Magie ist weg, der Stadion-Pop ist da. Ein einziger letzter Titel vom "Rekreatur"-Album (2010) deutet die Abkehr von vergangenen Meistertaten nicht nur an. Selten stand ich so konsterniert gegenüber einer Kombo, die mal zu den Derbsten der Stilrichtung gezählt wurde. Manche gehen noch drauf ab, Andere schleichen mit betrübtem Blick von dannen. Ich bin bis zum bitteren Ende geblieben, wenn ich mich auch lieber mit dem Kopfhörer „unter die Eiche" gelegt hätte.