Hellblade: Senua's Sacrifice

 

Action-Adventure

Das Action-Adventure Hellblade Senua's Sacrifice gilt für das Schnapsunmetal-Team als eines der drei besonders gelungenen Genretitel 2017 neben Uncharted The lost Legacy und Horizon Zero Dawn. Hier steht warum.

Ninja Theory - ein kompromissloses Entwicklerstudio

Das britische Team hinter Hellblade hat sich mit ungewöhnlichen Action-Adventures hervorgetan. Heavenly Sword (2007), Enslaved (2010) und Devil may cry (2013) sind Bestandteile ihrer Videospiel-Sammlung. Für Senua's qualvolle Reise nahmen sie die Veröffentlichung in die eigene Hand. Diese Entscheidung macht Sinn, wenn man erfährt, wie kompromisslos hier eine Spielvision verfolgt wurde.

Um was geht es in Hellblade: Senua's Sacrifice?

Der Hauptreiz des Spiels rührt von der Frage, wer Senua ist und in was für einer Welt sie unterwegs ist. Daher will ich auch nicht zu viel verraten. Ist das alles nur ein Traum oder das Abenteuer einer piktischen Kriegerin im Norden der britischen Inseln? Die junge Frau ist scheinbar auf der Mission, die Seele einer vertrauten Person namens Dillion zu retten. Dabei durchstreift sie unheimliche Regionen an der Küste - immer konfrontiert mit ihren Ängsten und Zweifeln.

Runenstein, erzähl mir eine Sage!

Senua trägt nichts bei sich, bis auf ein Schwert, das sie später findet. Es gibt kein Interface, dass das Erleben der Umgebung stören könnte. Einfach durch Drücken von [x] beziehungsweise [A] interagiert sie mit Dingen und klettert Vorsprünge empor. Durch die Schultertaste [R2] kann sie ihren Blick fokussieren und so etwa keltische Runensteine betrachten. Diese erzählen Mythen aus der nordischen Götterwelt rund um Surtr, Hela oder Valravn.

Erkunden, Rätseln und ein bisschen Kämpfen

Kern des Spiels ist die Erkundung der furchterregenden Landschaft. Senua ist geplagt von psychischen Störungen. Diese manifestieren sich in Halluzinationen, Visionen und Angstschüben. Ihre Schizophrenie äussert sich durch Stimmen, die sie vernimmt. Diese sähen Zweifel und demotivieren sie einerseits, andererseits erklären sie viele Dinge um sie herum und geben Hinweise fürs Weiterkommen. Mit ihrem Blick fürs Detail kann Senua Runenformen in der Umgebung erkennen und dadurch Rätsel lösen. Durch Blick in Spiegel vermag sie später sogar Zeit und Raumdimension zu wechseln. Manchmal öffnet sie einfach nur den Riegel einer Holztür.

Visionen aus der Vergangenheit

Während der Abenteuerreise kehren langsam ihre Erinnerungen zurück. Was sie zuvor erlitten hat und warum sie an diesen Ort gereist ist, wird durch Erzählungen und Visionen mitgeteilt. Ist Senua tatsächlich eine Kriegerin? Was steckt dahinter, dass sie von der "Dunkelheit" übermannt wurde?

Stell dich den Schatten

Kämpfe sind kein zentrales Spielelement, im Gegensatz zu den anderen Spielen von Ninja Theory. Wenn die Handlung aufgelockert werden soll und es Sinn macht, stellen sich der Kriegerin "Schatten" in den Weg. Diese zu bekämpfen ist durch schnelle oder schwere Attacken mit dem Schwert möglich. Senua kann auch treten, ausweichen, schnell hinter Gegner rennen und später ihren Fokusblick einsetzen, um die Zeit zu dehnen. Ne neue, blaue Klinge, "Hellblade", findet sie später.

Systeme: Playstation 4, X-Box One, PC, Virtual Reality
Version gedaddelt: Playstation 4 (Gibt's nur als Download)
Entwickler und Vertrieb: Ninja Theory (Cambridge, England)
Genre: Action-Adventure mit Erkundung und Rätseln
Veröffentlichung: August 2017 ~ April 2018
Spielmodi: Einzelspieler
Sprache: Englisch - Text: Deutsche Untertitel
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Ab in den Motion-Capturing-Anzug

Für dieses Spiel gab es die bisher aufwendigste und technisch anspruchsvollste Aufzeichnung von Körperbewegungen. Die Video-Editorin Melina Jürgens ist zufällig in die Rolle der Senua geschlüpft, als sie für eine Schauspielerin einsprang. Dass sie das ganz gut hinbekommen hat, davon kann man sich im Spiel überzeugen. Die 3D-Grafiker haben ebenfalls ganze Arbeit geleistet.

Grafik und Sound

Die Unreal-Grafikengine ist wie immer ganz vorne dabei, wenn es um tolle Effekte geht. Feuer, Wasser und Nebel sind dabei nur der gewohnte Standard. Das Spiel bietet vielmehr experimentelle und sehr abgefahrene Visualisationen von Senuas Einbildungen. Alptraumhaft schön! Auch die Geräusche lassen dich mit Surround-Klang erschaudern. Wer Kopfhörer anschliesst, kriegt die Schizo-Stimmen, Umgebungsgeräusche und das Monster-Gegrummele prächtig auf die Ohren! Mucke ist von Andy LaPlegua (Icon of Coil/Combichrist).

Kritikpunkte

Für den gemächlichen Einstieg brauchst du Geduld. Automatische Savepunkte sind teilweise doof gesetzt. Wenig Bewegungsfreiheit in der Landschaft, da die Wege "schlauchig" sind. Wenig Interaktionsmöglichkeiten mit der Umgebung. Gelegentlich entsteht Frustration, weil etwas nur durch Rumprobieren zu bewältigen ist (Stichwort dunkle Gebiete). Keine Playstation-VR-Version (aber HTC Vive/Oculus Rift).

Was ist besonders gelungen?

Umgebungsrätsel sind originell und leicht verständlich
Grafik, Animationen und Geräusche machen was her
Senua wird psychologisch ergründet
Sensationelles Szenario mit nordischer Mythologie
Empfehlenswerter Titel für Nutzer von Virtuellen Brillen

Fazit: Ein Fest für Action-Adventure-Spieler, denen eine reichhaltige Handlung und tolle Kulisse wichtiger ist als Gegnerhorden ohne Ende

Hellblade: Senua's Sacrifice hat mich nicht direkt begeistert, mal abgesehen von der wahnsinnig guten Präsentation. Alles beginnt behäbig mit minimal Actionsequenzen. Dafür wirkt die gelungene Studie einer verletzlichen Kriegerin, die dennoch nie aufgibt sich durchzukämpfen, immer packender. Hinter der Kulisse steckt eine bombige Action-Adventure-Technik. Die Kämpfe machen mächtig was her, sind jedoch für die Gamepad-Meister kaum eine Herausforderung. Schnelldaddler sind unter 10 Stunden durch das Spiel geflitzt. Genießerische Wanderer wie ich verbringen doppelt so lange in der nordischen Welt. Selbstverständlich eines der besten Spiele 2017! Und ein "großer Publisher" hätte bei diesem anspruchsvollen Thema wohl sofort kapituliert.