Live: Testament + Obituary + Destruction + Nervosa

Nervosa

 

Da Goatwhore aus „unvorhersehbaren Gründen“ absagen mussten, springt für die Thrash-of-the-Titans-Tour Nervosa ein. Bei den brasilianischen Thrash-Ladies gibt es nach den abgehauenen Mia und (vorübergehend?) Hell Pyre eine Neubesetzung am Bass: Emmelie Herwegh aus den Niederlanden, die bei Sisters of Suffocation und Carnation gespielt hat.

 

Von der Urbesetzung ist nur mehr Gitarristin Prika da, die seit 2 Jahren auch ins Mikro schreit. Bei dem melodisch-altmodischen Stil gefällt mir die Rhythmus-Sektion gut mit Emmelie und Schlagzeugerin Gabriela Abud. Helena an der Lead-Gitarre macht's auch nicht schlecht, wobei der Hallen-Sound wieder mal schwammig rüberkommt; typische Vorband.

 

Prika ist kurz gehalten, erklärt allerdings mit ein paar Worten die sozialkritischen Texte. Weil man Nervosa ein bisschen mit Suicidal Angels vergleichen kann, kommt das Geballere prima beim Publikum an.

Destruction

 

Bei der folgenden Gruppe denk ich mir jedesmal: Warum tun wir uns Schnullibulli-Geömmele an, wenn auch Destruction möglich wäre? Die Badener drehen direkt volle Pulle auf und blasen mein Trommelfell weich.

 

Nach „Curse of the Gods“ gibt's direkt meinen Lieblings-Destruction-Hit „Nailed to the cross“. Die hünenhafte Gestalt von Schmier am Bass und die nicht viel kleineren Martin und Damir posen gemeinsam und nehmen keine Gefangenen.

 

Wegen knapp bemessener Zeit quasselt der Sänger nix sondern lässt einfach 8 Songs wie „Scumbag human race“, „Thrash til death“ und „Bestial invasion“sprechen. Mein Kollege Koch und ich sind schwer begeistert und bissle kaputt danach.

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Obituary

 

Sachgemäß zu Floridas Sümpfen, aus denen Obituary gekrochen kamen, wird ein Alligator auf der Bühne platziert. Die guten Buben aus dem Südstaat hätten ja mit „Final Thoughts“ vom World-Demise-Album mein Lieblingslied auf der Pfanne; sie spielen es aber praktisch nie live.

 

Es geht direkt los mit „Redneck Stomp“, sodass die tiefgestimmten Saiteninstrumente direkt eine klare Ansage machen. Donald an den Drums, Kenny und Trevor an den Gitarren, John am Mikro und Terry am Bass (der vor kurzem mit Left to die da war) kennen nur Vollgas.

 

So ein Original wie Schreihals John Tardy könnte man niemals nachbauen. So wie der mit Turnschuhen und kurzer Flecktarnhose auf der Bühne rumtollt als wär es noch 1984, einfach geil. Als Auswahl gibt's hauptsächlich Sachen von Cause of Death und auch „Slowly we rot“.

Setlist Obituary

Testament

 

Die letzte Band kann das eigentlich nicht übertreffen. Das versucht Testament auch gar nicht, sondern bietet der leicht erschlafften Menge dafür Abwechslungsreichtum, Mitsing-Möglichkeiten und Balladen. Dabei schaffen die Kalifornier einen sauberen Überblick über viele Alben.

 

Die Trigger-Punkte sind geschickt gesetzt: „Do not resuscitate“ am Anfang, „Low“ in der Mitte oder das brandaktuelle „Infanticide A.I.“ pushen die Zuschauerschaft immer wieder hoch. Vokalist Chuck Billy ist gut gelaunt und beweist am Mikro seine Variabilität.

 

Verrückterweise wirkt Testament sowohl musikalisch als auch inhaltlich modern. Nur an den mittlerweile behäbigeren Bewegungen und Gitarren- sowie Schlagzeug-Soli von Alex Skolnick beziehungsweise Chris Dovas bemerkt man, dass die Sachen hier noch weitestgehend so gehandhabt werden wie vor 40 Jahren.

Setlist Testament

Fazit

Für mich das beste Konzert 2025 (bisher). Alle Bands hatten Spaß und kamen optimal an

 

Der Eintritt war mit 70 Öcken schon recht teuer, aber die Qualität darin superb. Umso verwirrender, dass ein glückliches Pärchen die beiden Karten im Radio gewonnen hatte und sich heute Abend halt mal Thrash ansehen geht.

 

Keine Ahnung wie lange man diese alten Hasen noch in so super Verfassung bewundern kann, aber man sollte sich dieses Glück nicht verwehren! Okay die jungen Häsinnen zu Beginn werden bisweilen noch länger zu vernehmen sein.

 

 

Infos zum Konzert

Testament Live 2025

Obituary Live 2025