Secrets of the moon aus Osnabrück beginnen Samstag Mittag im Zelt mit ihren ruhigen, verträumten Stücken irgendwo in der Nähe von Alcest und Swallow the Suns ruhigeren Sachen. Da nicht so viele Bands dieser Art auf dem Graspop waren, stellten sie eine gelungene Abwechslung dar.
Viele Ostküsten-Musikanten aus den Staaten waren dieses Jahr da, so auch Municipal Waste. Echt gute, punkige Party-Mucke. Außerdem gabs ein lustiges Donald-Trump-T-Shirt von denen.
God Dethroned erklären immer wieder ihre Auflösung, aber ab und an gibt´s doch noch ein Konzert, weil es die Anhänger vom entthronten Gott so wollen. Wie immer saugut, auch wenn man zu hören meinte, dass Henri Sattler ein wenig stimmlich eingerostet ist. "Soul Sweeper" ist nach wie vor ein Burner.
Qualitäts-Hardcore aus Amerika spielen Pennywise, die nicht müde werden ihre später spielenden Bostoner Kumpels Dropkick Murphys zu grüßen.
Aus Memphis, Tennessee kommen Skillet, die mit verrücktem Aufgabentausch der Mitglieder überraschten. Entweder singt John Cooper und spielt Bass, oder Korey Cooper legt die Gitarre weg, geht zum Keyboard und singt, oder Jen Ledger singt am Schlagzeug oder flitzt vorne herum um zu singen...
Dummer Fehler bei Killswitch Engage zu bleiben und sich nicht die parallel spielenden Paradise Lost oder Jean Beauvoir anzugucken. Der ehemalige Sänger Howard Jones fehlt an Ecken und Enden. Jesse Leach zu ertragen fällt schwer, aber so oder so ist die Gruppe aus Massachusetts Geschmackssache.
Wohltat für die Ohren sind Bay-Area-Thrasher Testament danach, die gerne und oft aufm Festival erscheinen. Sie spielen nix Unbekanntes und überzeugen total.
Etwas aus dem Schema fallen die Dropkick Murphys, die nur stimmungsvolle, sehr emotionale Folk-Hits mit leichtem Punk-Einschlag vorbringen. Ich kannte sie bisher nur von Konserve und hätte sie härter erwartet. Trotzdem sehr gut.
Ghost spielen praktisch dieselben Superhits wie beim Saarbrücker Konzert, nur halt etwas weniger. Ihre späte Platzierung um 20 Uhr haben sie voll verdient. Besonders das Lied "He is" kommt vor der großen Menge von Fans hymnisch rüber. Papa Emeritus III ist in guter Laune und die Vielschichtigkeit und der Abwechslungsreichtum der Songs machen sich bezahlt, da sie Neulinge rasch überzeugen.
Volles Brett fahren danach Slayer mit ihrem neuen Gitarristen Gary Holt, der den verstorbenen Jeff Hannemann ersetzt. Die Kalifornier sind gerade im Direktvergleich mit den anderen Thrash-Bands geradlinig stumpf-brachial. Das kommt gut.
Nightwish lassen sich nicht lumpen und präsentieren eine mächtige Video- und Lichtshow. Mit der ansehnlichen Floor Jansen (ehemals After Forever) gerät der Gesang etwas weniger klassisch, was den meisten Tracks gut bekommt. Echt anhörbar.
Jedes einzelne Stück von Volbeat ist mittlerweile bekannt. 2007 noch um 13 Uhr - jetzt Hauptband. Kann man nichts sagen. Sie sind beachtlich aufgestiegen und machen eine reife Show. Das erkannten alle Anwesenden an und der Biergarten sang launig mit!
Geht doch nix über elfenhaftes Gesäusele am Sonntagmorgen. Die Holländer von Delain mit Sängerin Charlotte treffen da genau den Nerv zum Einstimmen.
Eingesprungene Gruppen sind die Besten. So auch heute Sick of it all, die für die Architects ihren freien Tag frei machen. Aus New York kommend, befinden sie sich gerade auf 30 Jahre Jubiläums-Tour. Der Hardcore ist heute early noon besonders saftig, auch wenn den Jungens nicht gefällt so früh ran zu müssen. So gut habe ich die noch nie gesehen.
Selbe Stadt, anderer Stil: Overkill! Bobby Ellsworth haut wie gewohnt lockere Ansagen raus, bevor der altmodische Thrash losgeht. "I said it before - Graspop is rotten to the core!" Der Sound wirkt etwas schlapp. Keine Ahnung, was die da eingestellt hatten, aber bei Sick of it all klang es brachialer.
Shinedown ist dann ein wirklicher Ausfall. Wer es gut meint bezeichnet das Florida-Konglomerat als Post Grunge. Um 14 Uhr die Menge nach einem Liedchen zu drei Gruppen aufzuteilen, die dann abwechselnd jubeln dürfen, wo es nix zu jubeln gibt... das ist mutig... oder doof.
Moonsorrow war für uns die letzte Band und auch eine der Besten. Dabei hatten die Finnen erkennbar Schwierigkeiten ihre langen Stücke in ihren Dreiviertelstunde-Slot zu pressen. Die ausufernden Kompositionen bauen ihre Wucht ja nach und nach auf. Die letzten 2 Minuten mussten sie somit mit einem improvisierten Intermezzo füllen - witzig.
Besuchte Bands
Dirkschneider
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Firewind - Monster Truck
Carach Angren
The Winery Dogs - Sixx:A.M.
Bad Religion
Heaven Shall Burn
Foreigner - Dark Funeral
Megadeth - Amon Amarth
Black Sabbath
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Secrets of the moon
Municipal Waste
God Dethroned
Pennywise - Skillet
Killswitch Engage
Testament
Dropkick Murphys
Ghost - Slayer
Nightwish
Volbeat
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Delain
Sick of it all
Overkill
Shinedown
Moonsorrow

Graspop Metal Meeting

16.-19. Juni 2016 Dessel

Zum fünften Mal besuchten McRiver und Gomtuu das riesige, 4-tägige Metal-Festival in Belgien. Den teuren Ticketpreis (195 Kröten) versteht man schnell, wenn man die noble Angelegenheit genauer beäugt. Kein Vergleich zu vielen anderen Großfestivals.
Als Donnerstag-Abend-Boss kann Urtier Udo Dirkschneider eigentlich so lange "Eier an die Wand" spielen wie er will. 2 Stunden sind für Accept- und U.D.O.-Hits vorgesehen! Das reicht für die Knaller bis gegen 2 Uhr nachts Schluß ist.
Traditionell eine der ersten Bands Freitag früh morgens ist Firewind. Da passen sie auch gut hin. Ein prima Power-Metal zum Kaffee-Trinken.
Monster Truck aus Hamilton, Ontario (Kanada) spielen sehr klassischen Rock´n´Roll, der an Kadaver, Graveyard oder Orchid erinnert. Das schmeckt den Besuchern ziemlich gut! Einen Monstertruck hätte ich allerdings schon auf der Bühne erwartet.
Schade, Myrkur verpasst. Aber dafür spielen im Black-Metal-Zelt (Marquee) das nächste große Ding Carach Angren aus Landgraaf. Die überzeugen mit ihrem charismatischen Sänger Seregor sogar McRiver. Boah! Da sie der Symhonie mehr Raum geben als der puren Zertrümmerungskraft Dark Funerals oder Abbaths klingen sie äußerst eingängig und tragen beinahe Ghost-ähnliche Maskeraden. Ein Hochlicht des Festivals!
The Winery Dogs sind berühmt besetzt mit Richie Kotzen (Dokotzter?), Mike Portnoy (ehemals Dream Theater) und Billy Sheehan (Mr Big). Vielleicht erwartet man da etwas mehr, doch schlicht gesagt war der Auftritt enttäuschend. Mag daran liegen, dass sie nicht so eingespielt sind wie die anderen Gruppen auf dem Graspop. Trotzdem Daumen hoch für Schlagzeuger Portnoy. Der hat heimlich geübt.
Sixx:A.M. mit Mötley-Crüe-Bassist Nikki und James Michael (singend) kennen wir schon ganz gut. Ist natürlich feine Musik für nachmittags, aber irgendwie schlapp gemischt und wenig druckvoll. Warum so weichgespült?
Bad Religion ist danach ein Genuß mit dem ganzen Ohrwurm-Punkrock. 1980 in Los Angeles gegründet habe ich sie 1997 zum ersten Mal gesehen. Schlechter geworden sind sie nicht erkennbar und die Urbesetzung Graffin, Gurewitz und Bentley ist immer noch dabei nach 36 Jahren!
Nicht so viel deutsche Bands waren da, aber jetzt tauchten bekannte Fratzen aus Saalfeld auf: Heaven Shall Burn. Auf den Hauptbühnen das Härteste, was am Freitag spielte. Die sind auch in Belgien und Holland ziemlich beliebt. Für mich die einzige Band, die so druckvoll und glaubwürdig etwas Metalcore-Elemente mit anderen Metal-Stilen mischt und die Meute zum Todeskreisel animieren kann.
Foreigner mit Gründungsmitglied Mick Jones an der Gitarre (immerhin Jahrgang 1944!) und Sänger Kelly Hansen hauen einen bekannten Hit nach dem anderen raus. Oh leck, "Juke Box Hero", "Urgent", "Waiting for a girl like You", "Cold as ice", "Hotblooded" oder "I want to know what love is". Total Erwachsenen-orientierter-Rock halt (AOR).
Dark Funeral, die nur noch mit Lord Ahriman an der Gitarre urbesetzt sind, legten dieses Jahr die neue Platte "Where shadows forever reign" vor. Daher bestand das Programm wahrscheinlich hauptsächlich aus den neuen Sachen, die mir noch unbekannt waren. Es gab eine unerbittlich harte Vorstellung mit Dominators Geknüppele am Schlagzeug.
Von Megadeth bekam ich gerade noch "Symphony of Destruction" mit.
Schicksalsberg Amon Amarth ist eine schöne Sache. Originell ist immer wieder die Anordnung der Stücke. Pursuit of Vikings ganz am Anfang zum Beispiel, haha!
Letzte Chance Black Sabbath zu sehen! Ihre Tour endet im Sommer, dann is Schluß. Gut abgemischt und als Hauptband natürlich aufwendig inszeniert traten sie mit Adam Wakeman, Tommy Clufetos, Geezer Butler, Tony Iommi und Ozzy Osbourne auf. Soviel man schon gesehnen hat, diese Routine ist einmalig. Viele Sachen waren selbstverständlich von "13". Ozzy war sehr gut drauf, aber beeindruckender fand ich Tony und Geezer, die ich vermissen werde. Eineinhalb Stunden gingen schnell vorbei. Halden, Kopenhagen, Wien, Prag, Krakau, Riga, Helsinki, Stockholm, Moskau und Wantagh (New York) sind die letzten Stationen dieses Sommers.

Weitere Bands: Anthrax, Apocalyptica, Arcturus, Behemoth, Disturbed, Fleshgod Apocalypse, Grand Magus, Iron Maiden, Loudness, Moonspell, Myrkur, Primal Fear, Sacred Reich, Soilwork, Steak Number Eight, Trivium, Twisted Sister...