Endless Space 2
Entwickler: Amplitude (Paris, Frankreich)
Vertrieb: Sega (Tokio, Japan)
Genre: Rundenbasierte Weltraum-Strategie
Veröffentlichung: Mai 2017
Systeme: PC, macOS  
Spielmodi: Einzelspieler und Mehrspieler (8)
Sprachen: Sprachausgabe nur Englisch, Text auf Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Portugisisch, Polnisch, Russisch, Chinesisch, Koreanisch
Der endlose Weltraum ruft zum zweiten Mal
Bereits 2012 veröffentlichte Amplitude ein Strategiespiel in dem es galt den Weltraum zu erkunden, zu besiedeln und vielleicht auch zu erobern. Endless Space war jedoch noch etwas spröde und Entscheidungen hatten kaum Konsequenzen. Jetzt macht sich der Nachfolger daran eine ernsthafte Konkurrenz zu Master of Orion, Galactic Civilizations, Stellaris und Star Trek: Birth of the Federation zu werden. Klappts?
Die 8 auswählbaren Fraktionen

Zunächst ist eine Fraktion auszuwählen. Die Menschen sind in ferner Zukunft nicht mehr auf der Erde, sondern auf Planet Raia beheimatet. Ihr Imperium ist expansionistisch und militärisch geprägt. Es verfügt über herausragende industrielle Wirtschaftskraft. Die Ausrichtung ist somit grundsätzlich vorgegeben, aber mit subtilen politischen Eingriffen lässt sich langfristig ein anderer Weg einschlagen, wenn man das möchte. Die acht Fraktionen spielen sich deutlich unterschiedlich. Per Editor lässt sich auch eine eigene Fraktion kreieren. Außerdem lassen sich etliche Optionen vor Spielbeginn festlegen, wie 7 Schwierigkeitsgrade, Galaxieform, Galaxie-Alter, Anzahl der Neben-Völker und und und.

Grafik und Sound - Wow!

Augenscheinlich haben die Entwickler richtig Bock auf abgespacete Weltraum-Optik gehabt. Endless Space 2 ist wohl das hübscheste Strategie-Spiel, das bis jetzt bekannt ist. Nicht nur die dreidimensionalen Raumschiffe sind detailliert gestaltet und haben schnieke Oberflächen, nein auch die Menüs und 2D-Illustrationen sind ästhetisch. Mit dem Mausrad zoomt man aus einer nahen Planeten-Ansicht heraus bis die ganze Galaxie zu sehen ist. Die Geräusche sind einzigartig und im Weltraumkampf sehr knackig, auch wenn man ja eigentlich im Vakuum nichts hören dürfte. Die Musik im Hintergrund bereitet mit Ambient- und Synthieklängen angenehme Stimmung.

Erzähl mir ne Weltraum-Geschichte
Besonderes Merkmal des Spiels sind kleine Geschichten, die durch ein Ereignis aufgerufen werden. Sie erfordern jeweils eine Entscheidung oder beispielsweise einen Flug in ein System. Die Episoden sind teils sogar speziell auf die eigene Fraktion gemünzt.
Rucki-Zucki Mandzukic - Helden in Endless Space 2
Ab und an taucht ein Held auf, der wie in einem Rollenspiel verschiedene Fähigkeiten hat und dazulernt. Ob man diesen auf einem Planeten als Gouverneur einsetzt oder mit seinem eigenen Schiffchen einer Flotte zuweist, entscheidet man selbst. Petra Mandukic (Bild oben, eine Nachfahrin von Juve-Star Mario?) versteht sich besonders auf Wissenschaft.
So ein staubiger Klumpen!
Planeten und Monde sind äußerst unterschiedlich, aber nicht besonders wissenschaftlich korrekt, was eigentlich fürs ganze Spiel gilt. Von Lava über giftig bis zu Monsun-Planet findet man alles. Auch stellare Phänomene wie Neutronen-Stern, Nebel, Protostern oder Schwarze Löcher entdeckt man. Einzigartige Ressourcen, wie Antimaterie, lassen sich einsammeln und atmosphärische Eigenheiten, wie psycho-aktive Luft oder Kepler-Syndrom beeinträchtigen die Siedler. Das Besiedeln fällt je nach Spezies unterschiedlich leicht. Während Menschen ein Siedler-Schiff schicken, welches einen Außenposten errichtet, gelingt dem ungefallenen Baumvolk Wurzeln zu schlagen, sobald sie ihre Ranken aussgestreckt haben. Auch der Grad der Terraformung von widrigen Orten liegt in der Hand des Spielers.
Fraktionen
Das Vereinigte Imperium der Menschen
Industriell und militärisch stark
Sophon
Ein Volk mit künstlerischer Intelligenz und Forscherdrang
Craver
Aggressives Cybervolk mit Hunger auf Ressourcen
Lumeris
Amphibienwesen mit Spaß am Handel
Vodyani
Gläubiges, heimatloses Volk
Horatio
Narzist mit überlegener Egozentrik
Rissgeborene
Entstammen einer anderen Dimension
Ungefallene
Friedliches Baumvolk

 

Spielinhalt
Das Handbuch gibts nur als pdf. Dafür ist der Packung ein ödes Poster und die nette Novelle "Der letzte Flug der grauen Eule" von Storydesigner Jeff Spock. Ob der spitze Ohren hat?

 

Musik
Musikant FlybyNo hat den Ambient / Synthie / Trance Soundtrack komponiert. Genialst
Memories of the Lost
Quantum Dub
To Rise, Virtual
Together to the stars
The families
Across the rift
Flawless Theory
Calabi-Yau Spaces
The Edge of the Sky
From the Heart 
Cygnus
Singularity
Vodyani Prologue
Worship the Endless
Surface Formations
United Empire Prologue
Driven by DNA
The We
Worship the Endless
Zeit für die Kleinen
So wie auf diese quallenartigen Amöben trifft man auf viele kleine Spezies, die zwar nicht das All erobern, dafür besondere Qualitäten mitbringen. Mittels Eroberung oder Schmeichelei kann man sie zum Teil der eigenen Fraktion machen - oder wer böse ist löscht sie aus. Im Verlauf des Spiels siedeln durchaus viele unterschiedliche Kreaturen auf einem Planet, was ungeahnte Vorteile mit sich bringen kann.
Alarm im Weltall
Es bleibt nicht aus, dass es zu bewaffneten Konflikten kommt. Wenn's passiert, betrachtet man auf einem Strategie-Bildschirm das Kräfteverhältnis und entscheidet sich für eine von bis zu fünf Taktiken, die man für passend hält. Die Strategie erschließt sich aus Anzahl und Größe der Schiffe, Waffentypen, Panzerung und Schilden. Danach geht das Geballere los und läuft in einer nett anzusehenden Szene ab. Eingreifen kann man dann leider nicht mehr. Nach dem Kampf ist eine erneute Attacke oder Flucht möglich, wenn der Gegner noch nicht zu Weltraum-Staub zerbröselt wurde. Bodenkämpfe gibt es auch.
Erstklassige Ausstattung
Zu Spielbeginn verfügt jede Fraktion nur über Erkunder und Siedler, doch mit der Zeit kommen weitere mittlere und größere Schiffsklassen dazu. Neue Technologie, Antrieb, Sonden, Panzerungen, Schilde und Waffen können auf die Chassis eingepasst werden. Auch die individuellen Flitzer der Helden gehen mit der Zeit. Die Chassis selbst veralten nicht, sobald sie freigeschaltet wurden.
Kritikpunkte
So gelungen Endless Space 2 fraglos ist, so wenig perfekt ist es dennoch. Im späteren Verlauf des Spiels beginnt das Spiel etwas zu ruckeln. Es existiert keinerlei Spionage und die Diplomatie könnte noch facettenreicher sein. Das Verhalten der Gegner-Strategien ist teilweise unclever und Kontrahenten lassen sich übertölpeln. Man kann nicht diplomatisch auf ungebetene Gäste reagieren. Kein Taktikwechsel oder Flucht im Kampf möglich. Zweifellos werden Veteranen gewisse Spielelemente, die sie aus anderen Strategiespielen kennen, vermissen.
Technische Probleme und Systemanforderungen

Die (primäre) Festplatte muss genügend Platz für die Auslagerungsdatei frei haben, sonst startet das Spiel nicht; mit integrierten Grafikkarten von Intel mies oder gar nicht. Der PC braucht eine i3 CPU der vierten Generation, 4 Gigabyte RAM, 10 Gigabyte Plattenspeicher, Grafikkarte AMD Radeon 5800 oder Nvidia 550 Ti, DirectX 11. Bildschirmauflösung: 1280x720 oder 1920x1080 (HD) Pixel.

Fazit: Ein stimmungsvolles Strategiespiel mit wunderschönen Raumphänomenen, Planeten und Schiffen
Auch wenn Endless Space 2 aus Steuerungsgründen keine echte 3D-Karte aufweist wie Elite Dangerous, nicht so wissenschaftlich ist und weniger cooles Flair als Star Trek: Birth of the Federation hat, kann es voll überzeugen. Mit den vielen kleinen und überraschenden Geschichten, toller Musik und Grafiken und Animationen zum Genießen macht es lange Spaß. Sechs verschiedene Siegmöglichkeiten (Militärische Eroberung, Wissenschaftssieg, Wirtschaftssieg, viele Wunder errichtet, Vorherrschaft oder Punktsieg), acht Fraktionen und etliche Galaxie-Arten machen mehrmaliges Neubeginnen reizvoll. Science-Fiction-Liebhabern wird vor allem die mysteriöse Story aus ferner Zukunft und die vielen Raumphänomene gefallen. Trotzdem ist die Konkurrenz in diesem Genre hart und schläft nicht. Master of Orion, welches sich an Einsteiger richtet, Galactic Civilizations 3 mit seinen Hexfeldern, endlosen Möglichkeiten, aber auch seltsamer Oberfläche und natürlich Stellaris mit toller Diplomatie und ebenso angenehmen Geschichten, aber Fehlern und langfristig magerem Ablauf. Da haste die Qual der Wahl.