Final Fantasy XV
Entwickler und Vertrieb: Square Enix (Tokio, Japan)
Genre: Action-Rollenspiel
Veröffentlichung: November 2016
Systeme: Playstation 4, X-Box One  
Spielmodi: Einzelspieler
Sprachen: Text und Synchro auf Deutsch, Englisch, Franzsösisch, Japanisch
Final Fantasy - Eine langlebige Serie
Nach zehn Jahren Entwicklungszeit ist das fünfzehnte Spiel der japanischen Reihe erschienen. Darin sind die unzähligen Ableger und Anime-Filme nicht mit eingerechnet. Der erste Teil erschien 1987 für das Nintendo Entertainment System, Teil 11 und 14 sind Online-Spiele. Inhaltlich ist jedes Spiel eigenständig, auch wenn liebgewonnene Elemente, wie die Chocobo-Vögel, beinahe in allen Teilen aufgegriffen werden. Die neueste Episode wendet sich vom gewohnten rundenbasierten Ablauf ab, hin zu einer Echtzeit-Action mit erstmals komplett offen erkundbarer Welt und vollständig deutsch synchronisierter Sprachfassung.
Um was geht es?
Noctis, der Prinz des magischen Königreich Lucis, macht sich auf die Reise zu seiner künftigen Braut Luna. Was tut man nicht alles für den Frieden? Die arrangierte Vermählung soll die Chancen darauf vergrößern. Während der Prinz mit den drei Leibwächtern Gladio, Ignis und Prompto unterwegs ist, kommt es bei Verhandlungen zum Putsch durchs Nifelheimer Militär. Plötzlich sind die vier die meistgesuchten Personen im Land.
Ungewohnt rasantes Draufgehaue
In dieser brenzligen Situation ist verständlich, dass es zu zahlreichen Auseinandersetzungen mit den "Magitech"-Soldaten des Militärs und diversen monströsen Kreaturen kommen wird. Man steuert direkt nur Prinz Noctis, gibt aber den Kollegen Handlungsanweisungen und rüstet sie aus. Schluß ist mit entspanntem Taktieren in Kämpfen, ab jetzt geht's ab! Glücklicherweise ist die Steuerung eine große Stärke des Spiels, sodass die wilden Kämpfe gut beherrschbar sind. Zwar gibt es nur wenige Tastenbefehle (Angreifen, Springen, Ausweichen und "Warp"-Sprung), aber da Timing sehr wichtig ist und es viele unterschiedliche Waffen, Zauber und Beschwörungen gibt, werden die Angriffe angenehm taktisch. Manche Waffen bewirken einfach nicht so viel gegen spezielle Gegner. Noctis findet weiterhin interessante "Königswaffen" in alten Gräbern, die spektakuläre Attacken erlauben. Mit dem "Warp" kann er sich auch einfach mal hängenlassen (siehe Bild), um magische Energie zurück zu gewinnen. Gladio, Ignis, Prompto (und Iris / Cor) kämpfen passabel mit, haben jeweils verschiedene Sonderattacken oder Schutzmaneuver, die man nach gewisser Zeit starten kann, jedoch verhalten sie sich etwas ungeschickt, was ihren eigenen Schutz betrifft. Es erfordert etwas Aufmerksamkeit, die drei Kerls nicht untergehen zu lassen. Für Runden-Freunde gibt es zumindest einen "Wartemodus", der sich aktivieren lässt und die Zeit extrem verlangsamt, sodass Gegner in Ruhe analysiert werden können.
Kritikpunkte
Besonders zu Beginn des Spiels fallen viele Schwachpunkte ins Auge. Technisch frustrieren auf beiden Konsolensystemen lange Ladezeiten und Einbrüche in der Bildrate (zum Beispiel in der Stadt "Altissia"). Im Spielablauf wirken Quests und Sammelstellen redundant und lustlos verteilt. Noctis darf hier und da zu Themen Stellung beziehen, aber seine Entscheidungen sind niemals von Tragweite. Die offene Welt wird stellenweise eingegrenzt und wirkt aufgrund mangelnder Interaktivität etwas trostlos. Einzelne Sätze der Kollegen wiederholen sich leider unsäglich oft. Das nervt! Endlose Magitech-Horden aus der Luft abgeworfen sollen bekämpft werden - das verliert schnell seinen Reiz. Monster sind generisch verteilt und tauchen kurz nach ihrer Niederlage wieder auf. Dem Autofahren wird durch eingeschränkte Straßen-Freiheit und Beschränktheit auf ein Fahrzeug der Reiz genommen, auch wenn es spielmechanisch Sinn ergibt.
Und in Wuppertal, hab ich ein Höhenregalia
Außer zu Fuß lassen sich Strecken auch mit der noblen Limousine "Regalia" überbrücken. Entweder fährt Noctis selbst, oder er überlässt Ignis das Cruisen. Während der Fahrt können auch Dinge eingekauft werden, was unlogisch, aber praktisch ist. Schnellreisen ist für 10 Gil auch möglich, kostet kein Benzin und ist sowieso genauso teuer wie Volltanken. Auf Wunsch kann die Karre auch optisch, sowie technisch etwas aufgepimpt werden. Nach dem das böse Monster besiegt wurde, das die Chocobo-Farm bedroht, steht auch der Flitzerei auf den Riesen-Rennvögeln nichts mehr im Weg. Das macht Spaß und die Chocobos können zudem auch in unwegsames Gebiet vordringen, sowie kurze Strecken fliegen.
Synchronsprecher
(Deutsch)
Noctis
Marco Sven Reinbold
Prompto
Linus Kraus
Gladio
Tobias Brecklinghaus
Ignis
Gilles Karolyi
Regis
Richard van Weyden
Lunafreya
Dina Kürten
Cidney
Sandra Lühr
Cor Leonis
Sven Phillipp
Cid
Bodo Henkel
Gentiana
Sabine Godec
Ardyn Izunia
Jo van Nelsen
Titus Drautos
Andreas Otto
Jared
Helmut Winkelmann
Talcott
Johannes Schedl
Biggs
Andres Mendez
Wedge
Oliver Kraushaar
Weskham
Karl Jürgen Sihler
Camelia
Sonngard Dressler
Iedolas
Bernd Stephan
Iris
Mina Ucunga
 

 

Zusatzinhalte
ca. 5€ oder im Saisonpass
Episode Gladio
Episode Prompto
Episode Ignis
Comrades Mulitplayer Erweiterung
Wels, Barsch, Forelle...
Jeder der vier Kerls hat eine besondere Leidenschaft. Noctis liebt das Angeln und kann an vorgegebenen Stellen an Seen sein Glück versuchen, Gladio schwört auf Fitness, Kraftsport und mag die wilde Natur - er findet nützliche Objekte im Grünen, Prompto knipst Fotos und Ignis kocht schmackhafte Speisen aus gefundenen und gekauften Zutaten, die Vorteile für den nächsten Tag liefern. Gemüse-Smoothies liefern nur wenig Vorteile...
Auch visuell ziemlich amerikanisch für ein japanisches Spiel
Nicht nur spielerisch ist Final Fantasy XV etwas weniger typisch japanisch wie gewohnt, auch landschaftlich glaubt man in Arizona unterwegs zu sein: Felsige Gebiete, karge Vegetation, zerklüftete Canyons und Vulkane! Aber es gibt auch Wiesenlandschaften, Gebirge und Sumpfregionen. Architekturliebhaber erspähen altmodische Diner, Tankstellen mit Trailerpark-Flair (und hilsbereiten Mechanikerinnen, wie Cidney, siehe Bild), aber auch mediteran aussehende Orte, wie Lestallum und Altissia. Coole alte Autos fahren umher. Ein reizvoller Kontrast entsteht so aus Gegenwart, den 50er-Jahren und dem Fantasy-Zeitalter. Stil und technische Brillanz der Grafik sind atemberaubend und das lässt die Quest-Langeweile verschmerzen.
Mucke und Sounds sind zum Heulen schön
In einem Punkt schießt Square vollends den Chocobo ab: Musik! Komponistin Yoko Shimomura hat natürlich auch 10 Jahre Zeit gehabt einen tollen Soundtrack zusammenzustellen. Die Umgebungsmusik passt sich so sanft der Region an, in die man gelangt, auch der Uhrzeit oder Situation, da gibt's ne Hühnerhaut. Obacht vor Chocobo-Lied-Ohrwürmern. Im Regalia (oder sobald man sich den "Walkman" im Spiel schnappt) gibt es außerdem ein paar Tracks im Radio, sowie fast alle Lieder aus allen Final-Fantasy-Spielen, plus Tracks aus "Nier", "Dissidia" und "Type-O"! Auch die Sounds können sich hören lassen, allein die Türen oder der Scheibenwischer im Regalia bei Regen - das klingt satt!
Was kann man über die deutsche Synchronisation sagen?
Eine komplett deutsche Vertonung? Das gab's noch nie für Final Fantasy. Hauptsächlich Sprecher, die aus Animeserien oder Computerspielen bekannt sind, wurden besetzt, zum Beispiel Bodo Henkel als "Cid", dessen Stimme man von "Xardas" aus Gothic kennt. Ich finde die Vertonung gut, was die Dialogregie betrifft sogar brilliant. Man merkt das insbesondere in den Unterhaltungen der vier Hauptfiguren. Diese wirken glaubwürdig und wie ein realer sprachlicher Schlagabtausch. Einzig die schrecklich nervigen Wiederholungen einzelner Sätze stören das Gesamtbild.

Noctis und seine drei Gefolgsleute wirken zunächst schnöselig und werden kaum näher charakterisiert. Die Hauptfigur macht einen leicht teilnahmslosen und eingebildeten Eindruck, Prompto ist dauernd genervt und überdreht, Gladio mahnt unentwegt zur Vorsicht und Ignis beharrt diszipliniert auf dem königlichen Protokoll. Man merkt aber, das sich etwas mehr unter der Oberfläche der Figuren verbirgt. Im weiteren Verlauf entwickeln sich die Jungs erkennbar weiter und geraten auch mal aneinander. Andere Personen, wie Cor (Siehe Bild unten), der an Jamie Lannister aus der Serie "Game of Thrones" erinnert, und Lunafreya oder Ardyn sind interessant, rücken im Vergleich zu den Hauptprotagonisten aber in den Hintergrund.

Fazit: Als Rollenspiel unterlegen, aber trotzdem ein Genuß
Zeitweise zerrt Final Fantasy XV wegen öder Aufgaben an den Nerven und kann sich spielerisch kaum mit komplexeren Rollenspielen aktuell messen. Sobald die Handlung wieder wie gewohnt anzieht, kommt Laune auf. Viele Spielelemente machen einfach Spaß: Kämpfe, Chocobos reiten, Angeln und dynamische Action-Momente.