Torment: Tides of Numenera
Entwickler: inExile (Newport Beach, USA)
Vertrieb: Techland (Ostrau, Polen)
Genre: Rollenspiel
Veröffentlichung: Februar 2017
PC, Mac, Linux, PS4, X-Box
Spielmodi: Einzelspieler
Sprachen: Syncro nur Englisch - Text: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Russisch, Polnisch
Die Gezeiten der Numenera
Nachdem sich zahlreiche Spieler eine Fortsetzung von "Planescape: Torment" (1999) wünschten, versprach das Team um Brian Fargo, Colin Comb und Chris Avellone per Sammelfinanzierung Kickstarter einen inoffiziellen Nachfolger. Anstatt des althergebrachten Systems Dungeons & Dragons wurde auf das relativ neue Numenera aufgebaut. Diese bezeichnen Relikte aus vergangenen Zivilisationen mit unerklärlichen Kräften.
Für wen ist "Torment" interessant?
Ohne Übertreibung ist dieses Spiel starker Tabak in der Pfeife aller Rollenspieler, die sich eine fantasievolle und tiefgründige Handlung wünschen. Viel Text gilt es zu lesen und knifflige Entscheidungen sind zu treffen, während kämpferische Konflikte untergeordnet sind. Das Spiel ähnelt entfernt "Planescape: Torment", "Pillars of Eternity", "Tyranny" und "Wasteland 2".
Um was geht es in Torment: Tides of Numenera?

In ferner Zukunft sind viele Zivilisationen nacheinander erblüht und wieder zu Staub zerfallen. Nun, in der sogenannten "Neunten Welt" landet man in der Küstenstradt Sagus Klippen (Bild oben). Während einer ungewöhnlichen Orientierungsphase entschließt man sich für Geschlecht und grundsätzlicher Ausrichtung der Hauptfigur, also Kämpfer, Technikanwender oder eine Mischung aus beiden. Begrüßt von den Bürgern Callistege und Alligern erfährt man, dass man soeben vom Himmel gefallen ist, den Absturz aber wohl gut überstanden hat. Offenbar ist man eine abgeworfene Hülle des "Wandelnden Gottes". Dieses Wesen, dass mutmaßlich gar kein richtiger Gott ist, nutzt Körper als Gefäße für sein Bewußtsein und verlässt sie nach gewisser Zeit wieder. Fortan begibt man sich auf die Suche nach jenem Wesen und erkundet die Geheimnisse der Neunten Welt, in Begleitung von bis zu drei Freunden oder besser gesagt Anhängern. Die Taten des "Wandelnden Gottes" haben die sogenannten Gezeiten schwer durcheinander gebracht. Diese beeinflussen Schicksale von Menschen gehörig, wozu man im Spiel ebenso im Stande ist. Diese Einflußnahme ruft den "Kummer", einen Engel der Entropie auf den Plan, der alle Verstoßenen Gefäße auslöschen will.

Wie spielt sich das?

Abgesehen von seiner verrückten Rahmenhandlung zeigt sich das Rollenspiel klassisch mit vielen Gesprächen und Dialogoptionen, Interaktionen mit Objekten und wenigen Kämpfen. Diese sogenannten Krisen sind gelegentlich auch friedlich zu bereinigen. Proben werden ausgewürfelt mit den drei Pools "Kraft", "Schnelligkeit" oder "Intellekt". Oft können diese auch Begleiter übernehmen.
Träumt der Träumer den Traum oder träumt der Traum den Träumer?
Beeindruckend sind die Fähigkeiten der Letzten Verstoßenen, wie die Hauptfigur genannt wird. Sie kann ihren eigenen Geist betreten, dort Zwiesprache mit Abbildern von Verstorbenen oder in einer anderen Dimension Lebenden halten oder andere seltsame Dinge tun. Mit Hilfe anderer Verstoßener kann sie in die Erinnerungen von Personen dringen um Informationen zu sammeln (Bild oben), darf sich dort jedoch nicht zu auffällig verhalten. Diese Sequenzen spielen sich wie eine interaktive Geschichte.
Fazit: Eine super Geschichte in ferner Zukunft mit komplexer Handlung, der nicht jeder folgen können wird
Torment: Tides of Numenera ist höchst ungewöhnlich und belohnt geduldige Leser mit sensationeller Story, doch nicht jeder kann abends so einen komplizierten, teils esoterischen Stoff verkraften. Glücklicherweise ist er von der Community relativ gut ins Deutsche übersetzt worden, auch wenn es einige Buchstabendreher und falsche Artikel gibt. Die Hintergrund-Umgebungsmusik von Mark Morgan ist sehr passend und atmosphärisch. Story-Freunde, gönnt euch diesen Knaller!