Shakedown Hawaii

 

Arcade | Action | Simulation

Einige Zeit am Strand mit Cocktails abchillen, während der eigene Laden den Bach runtergeht - das lässt den Firmenboss in diesem launigen Actionspiel wieder zur Tat schreiten.

Um was geht es in Shakedown Hawaii?

1982 hat sich der Boss abgeseilt. Seine Firma auf Hawaii lief einwandfrei. Aber einige Zeit später ist sein Unternehmen kein Selbstläufer mehr sondern böse abgestürzt. Also kehrt er zurück und nimmt die Sache in die eigene Hand - mit skrupelosen Methoden der 80er Jahre! Doch mittlerweile gibt es Entwicklungen an die er sich erst gewöhnen muss. Internet, Streamingdienste, Coffee-to-go.

Um was für ein Spiel handelt es sich?

Shakedown Hawaii ähnelt GTA 1 und 2 (1997 und 1999), sowie natürlich auch seinem direkten Vorgänger Retro City Rampage (2012). Stellenweise gibt es auch Passagen im Stil des Amiga-Spiels Dogs of War (1989). Hier wird also in der Vogelperspektive herumgelaufen und gefahren. Die offene Welt lässt sich frei erkunden und die abwechslungsreichen Missionen haben das Ziel, die eigene Firma wieder an die Spitze zu führen. Der Anteil Wirtschafts-Simulation hält sich jedoch in überschaubaren Grenzen.

Best Buddies fürs Big Business

Ganz auf sich allein gestellt ist der Boss nicht. Viele skurille Begleiter erledigen Jobs. Direkt steuern lassen sich manchmal auch Sohn Scooter (Bild oben links) und Al (Mitte). Während der Filius schnell mit dem Moped unterwegs ist und eine Rapper-Karriere anstrebt, ist Al mehr fürs Grobe zuständig. Ruppige Missionen in Mittelamerika sind für ihn kein Problem.

Autos, LKWs, Motorräder und Boote

Zunächst muss man sich nochmal an die hakelige Steuerung gewöhnen. Funktioniert wie bei Super Skidmarks (1995) und erfordert Feingefühl beim Gasgeben und Lenken. Je ein Fahrzeug hat jeder Protagonist automatisch, die anderen muss man sich - nun ja - ausborgen. Einmal in eine der eigenen Garagen geparkt, kann man sie dort jederzeit rausholen. Bei Straftaten wie Autodiebstahl oder Rowdietum ist die Polizei zackig im Verfolgungsmodus. Abschütteln der Gesetzeshüter erfordert fahrerisches Geschick, wird jedoch durch spezielle "Tarn-Buttons", die meist in Hintergässchen liegen, erleichtert. Das unterschiedliche Fahrverhalten hat mich beeindruckt. Der Knight-Rider-KITT hat sogar Turbo-Boost!

Neue Frise gefällig? Für gescheite "Shakedowns" unerlässlich

Das Erscheinungsbild vom Boss kann beim Frisör, in Kleidergeschäften und Helloween-Shops (!) aufgestylet werden. Das gilt auch fürs Gangster-Outfit, mit dem man sich vermummen kann, um "Shakedowns" durchzuziehen. Bei den Erpressungsversuchen genügt es als Drohung manchmal, die Kunden böse anzugucken oder die Toilette zu verstopfen. Andernorts ist schon mal härteres Durchgreifen nötig. Ein üppiges und ungewöhnliches Waffenarsenal sammelt sich im Lauf des Spiels an. Gegner können auch durch Draufhüpfen oder Werfen (!) außer Gefecht gesetzt werden. Während "echte" Kontrahenten beherzt angreifen, verhalten sich normale Passanten angesichts von Aggression unvorhersehbar. Manche rennen schreiend davon, andere wollen sich prügeln.

Werd zum Tier und expandier

Eine Karte der Stadt (Honolulu?) ist dreistufig zoombar. Darüber lassen sich praktisch alle Wohnhäuser und Geschäfte mit der Zeit erwerben. So kann man die Monopolstellung auf der Insel vorantreiben. Im Wirtschafts-Menü ist es auch möglich, gängige Marketing-Frechheiten für ein Gewerbe einzurichten. Rabattmarken, Bannerwerbung, Gutscheinkarten und vieles nutzloses Zeug mehr, was Geld reinbringt. Um die fortgeschrittenen Einrichtungen zu bekommen, erfordert es gelegentlich, auf eine Undercover-Mission zu gehen. So geht's beispielsweise mit Schmodder aus dem Sumpf und einem Föhn in ein Hotel, um für eine Schimmelpilzseuche zu sorgen.

Systeme: Playstations, Nintendo Switch, 3ds, PC, Steam
Version gedaddelt: Playstation Vita und Playstation 4
Entwickler: VBlank Entertainment (Vancouver, Kanada)
Genre: Arcade | Action | Offene Welt | Vogelperspektive
Veröffentlichung: Mai - September 2019 (Nur als Download)
Spielmodi: Singleplayer (Storymodus, Herausforderungen mit Highscores und freier Erkundungsmodus)
Sprache: Englisch
Dieses Spiel ähnelt Shakedown Hawaii ein wenig:

Meister der Minispiele

Da sich viele Gebäude betreten lassen, findet man darin auch Nützliches. Waffen, Krempel, den man beim Pfandleiher verhökern kann, Geheimverstecke oder Minispiele. Letztere sind oft an Missionen gekoppelt und mitunter verrückt. Der Wahnsinn reicht von Fitness-Übungen über Wasser-Aerobik bis zu Schnelldaddeln (Bild oben); oder der Teilnahme an einer Fernsehshow im Stil von Running Man.

Grafik, Sound und Musik

Wie immer ist der 16-Bit-Pixelgrafik-Stil nix für jeden. Mir gefällt diese Grafik von daher sehr, da sie einfach auf dem Vita-Bildschirm super aussieht. Objekte und Personen sind detailreich gestaltet und hübsch animiert. Vegetation und lose Objekte lassen sich herrlich beeinflussen. Auf Wunsch lässt sich ein besonderer Grafikfilter einschalten, zum Beispiel Röhrenfernseher, MS-DOS EGA oder NES. Die Sounds sind ordentlich, so wie Retrogamer es erwarten. Die Chiptune-Musik würde ich sogar als herausragend bezeichnen. Erinnert mit den krachigen Klängen an Shadowrun (SNES 1993).

Parodie der Konsumgesellschaft

In der extrem lustigen Handlung zeigt sich 'ne Menge Kritik an unserer Konsumgesellschaft. Das bringt einerseits zum Nachdenken, andererseits ist es in erster Linie witzig parodiert. Hauptprotagonist "Boss" kennt die neumodischen "Errungenschaften" des modernen Lebens noch nicht und wird auf amüsante Weise darüber aufgeklärt.

Kritikpunkte

Leider wiederholen sich Spielelemente, wie Mini-Missionen oder das Verteilen von Werbe-Maßnahmen. Auch weißt du nie, ob es noch Sinn macht, überhaupt weiter den kleinen Aufträgen nachzugehen. Die Wirtschafts-Simulations-Freunde werden enttäuscht, weil es zu wenig zu tun gibt. Der Schwierigkeitsgrad ist anfangs arg niedrig. Erst ganz zum Schluß wird's angenehm knifflig.

Was ist gelungen?

Geniale Musik wie auf den alten Konsolen
Relativ großer Umfang für ein so günstiges Spiel
Kranker Mix aus 80er-Jahren und 2019

Fazit: Nochmal ein kurzweiliges Action-Highlight für die Playstation Vita, aber leider kein All-Zeit-Meilenstein

Wer Retro City Rampage oder auch Hotline Miami gern gespielt hat, der kommt auch auf Shakedown Hawaii klar. Vor allem für Zwischendurch ist es der Knaller. Der Humor hat mich derweil immer wieder zum auf-dem-Boden-Rollen gebracht. Es ist zwar kein Titel, an dem man etliche Stunden verbringt, aber einer, den man immer mal wieder einschaltet. Ich ertappe mich außerdem bei dem Gedanken, dass man das Game Anfang der 90er wahrscheinlich auf den Index gesetzt hätte. Heute findet's jeder einfach nur noch knuddelig retro.