Age of Wonders Planetfall

 

Rundenbasiertes Strategiespiel

Nachdem die Star Union zerfallen ist, kämpfen sechs Fraktionen um die Herrschaft in der Galaxie.

Um was geht es in Age of Wonders: Planetfall?

Wie im allerersten Teil der Strategie-Spiel-Serie von 1999 geht es um die Vorherrschaft über ein Territorium. Züge auf der Karte laufen nach Runden ab, in denen Einheiten über sechseckige Felder gezogen werden können. Gleichzeitig können in Siedlungen neue Dinge erforscht, gebaut und Kämpfer produziert werden. Age of Wonders Planetfall hat einen global-strategischen Teil, bietet daneben taktische Kämpfe auf Gebieten mit Deckung und Rückzugsmöglichkeiten. Somit ähnelt das Spiel Civilization, Heroes of Might & Magic und X-Com.

Was ist neu im Vergleich zu den Vorgängern?

Erstmals kehren die Entwickler aus den Niederlanden dem Fantasy-Szenario den Rücken zu. Keine Zwerge, Orks oder Elfen mehr! In ferner Zukunft kämpfen sechs Gruppierungen um die Überbleibsel der einst mächtigen Sternen-Union.

Aus dem Kälteschlaf erwacht sammeln sich die Menschen zur Vorhut, nutzen mächtige, wenn auch etwas veraltete Maschinentechnik.

Die Assembly waren ebenfalls früher mal menschlich, mussten oder wollten sich im Laufe der Jahrhunderte mit Kybernetik und Biotechnik zu grotesken Wesen verändern, um zu überleben.

Dvar könnte man als „Zwergen im All“ bezeichnen, denn sie sind äusserst widerstandsfähig, haben eine sagenhafte Industrie hervorgebracht und wandeln Umgebungen effektiv nach ihren Vorlieben um.

Das Kriegerinnenvolk der Amazonen kommt bis auf genetische Errungenschaften und Laser-Reit-Saurier ziemlich ohne Technologie aus. Das Wohl der Umwelt liegt den „Wonder Women" am Herzen, weswegen sie sich die Unterstützung schlagkräftiger Pflanzen sicher sein dürfen.

Etwas unheimlich wirkt das insektoide Volk der Kir'ko, welche eklige Bio- und gruselige Psi-Angriffe nutzen. Vermehrung und Schwarmkräfte sind ihr Vorteil.

Geheimnisvoll und ohne Moral tritt das Syndikat in Erscheinung. Verstecken, Spionieren und Diplomatie sind Stärken; Betäubungs- und Psi-Attacken sind genau ihr Ding.

Dvar Amazonen Assembly
Syndikat Kir'ko Vorhut

Kampagne und Helden-Kreation

Bereits die Tutorialmission fügt sich in die Handlung geschickt ein und funktioniert als Appetithappen. Gestartet wird sie mit einem Held, dessen Eigenheiten gewählt werden können. Geschlecht, Kenntnisse und Vorlieben wie "Feierbiest" zählen dazu. Ähnlich wie im direkten Vorgänger Age of Wonders III wird der Hauptheld nach ein paar Runden in der Residenzstadt wiederbelebt, sollte er fallen. Es sei denn, du schaltest diese Option ab. Später gesellen sich weitere Helden dazu, sammeln Erfahrungspunkte und können wie in einem Rollenspiel verbessert werden. Zudem lassen sich eine primäre Waffe, eine sekundäre und drei Modifikationen hinzufügen. Auch ganz normale Einheiten kannst du so aufmotzen. Durch Fortschritt in der Kampagne schaltest du auch Missionen der anderen Fraktionen frei. Zur Wahl stehen also jeweils etwa drei Planeten, auf denen nach der Landung die Erkundung beginnt.

Missionen für Einzel- und Multiplayer

Da die Kampagne nicht alle Gruppierungen von Beginn an wählbar macht, magst du dich vielleicht an einer einzelnen Mission versuchen. Hier sind die Dvar, Assembly oder Syndikat direkt zur Wahl am Start.

Riesige Regionen, aber keine unterirdischen Gebiete

Verabschieden musst du dich leider von den Unterwelten, die Age of Wonders einzigartig gemacht haben. Inhaltlich macht das wohl Sinn, denn die Planeten haben noch keine uralte Historie, während der unterirdische Regionen gebildet worden sind. In der höchsten Zoomstufe (Bild unten) lassen sich die Grenzen der Stadtbezirke, Ressourcenquellen, Gewässer und andere Reiche erkennen. Am nördlichen und südlichen Rand endet die Karte, während in West-Ost-Richtung der Planet umrundet wird. Zoomst du mit dem Mausrad ganz nah heran, erkennst du Details der Landschaft und Siedlungen. Aber die Karte lässt sich nicht drehen. Das ist nur im Taktik-Modus möglich.

Exterminate!

Wie gewohnt lassen sich zu Einheiten Informationen und kleine Anekdoten aufrufen. Der typische Witz der Entwickler kommt dabei immer wieder durch, so ähnelt manch mechanischer Gegner Robotern aus einem anderen Science-Fiction-Universum. Ist das ein Dalek? Wenn das der Doktor wüsste.

Die Zeitalter der Wunder von 1999 bis heute

Titel Jahr
Age of Wonders 1999
Age of Wonders II - Der Zirkel der Zauberer 2002
Age of Wonders - Shadow Magic 2003
Age of Wonders III 2014
Age of Wonders: Planetfall 2019

 

 

Systeme: PC, MacOS, Playstation 4, X-Box One
Version gedaddelt: PC
Entwickler: Triumph Studios (Delft, Niederlande)
Vertrieb: Paradox Interactive (Stockholm, Schweden)
Genre: Rundenbasierte Strategie
Veröffentlichung: August 2019
Spielmodi: Single- und Multiplayer (Szenarien und Kampagne). Erweiterung "Revelations"
Sprache: Deutsche Texte, Englische Sprachausgabe - Text ebenfalls in Englisch, Französisch, Spanisch, Polnisch, Russisch, Japanisch, Chinesisch und Koreanisch einstellbar
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Neue Möglichkeiten im Kampf

Kampfsituationen versetzen deine Gruppen in eine zufällige, aber der klimatischen Region angemessene Umgebung. Es kann hier wüstenmässig, dschungelartig, giftig, feurig, frostig oder verstrahlt sein! Hindernisse wie Felsen, Pflanzen oder Ruinen bieten noch mehr Schutz und können aktiv als Deckung aufgesucht werden. Das ging so in der Vorgängerspielen nicht. Anstatt einer Gruppe aus acht sind nun nur noch sechs Einheiten gemeinsam pro Hexfeld erlaubt. Natürlich kannst du nach wie vor von benachbarten Feldern angreifen. Bestimmte Kämpfer können einen Zielbereich überwachen und eindringende Gegner automatisch unter Beschuss nehmen. Übrigens gibt es anstatt der alten globalen Zauber nun „strategische Operationen", die vorbereitet werden können. Nicht ganz so spaßig, aber immer noch wertvoll. Auf einem Gewässer haben unterdessen Schiffe, Meereskreaturen und Flugobjekte einen klaren Vorteil. Alle Landratten bestreiten den Kampf von einer Art Floss (Bild unten).

Grafik, Sound und Musik

Schon Teil 1 entzückte einst mit wunderbaren Ohrwürmern. Das gilt auch diese Mal, wenngleich die verträumten Fantasy-Klänge synthetischer Zukuntsmusik weichen mussten. Hier und da erkennst du eventuell Verweise auf Titel wie „Love and Death“. Schöne Reminiszenz. Die Geräusche schwanken in der Qualität zwischen originell und nichtssagend. Bissel mehr Wumms hätte gut getan. Grafisch kommt Planetfall leider zu steril rüber. Noch immer holt Triumph nicht das aus der 3D-Grafik raus, was sie bezüglich ihrer ästhetischen 2D-Bilder zu leisten im Stande sind. Die Benutzeroberfläche ist zwar funktional, lädt aber nicht gerade zum Schmökern ein. Ab und zu lassen sich immerhin tolle Animationen entdecken.

Künstlich intelligent?

Wie immer stellt siche die Frage, wie clever verhalten sich Gegner und Mitstreiter? In Age of Wonders III war ich teilweise überrascht, wie schlau mich die Kontrahenten einkreisten. Für Planetfall gilt das nicht immer. Während der Taktik-Scharmützel erkennt ein Widersacher gewieft die Schwachpunkte meiner Armee, geht in Deckung und regeneriert sich geschickt. Dagegen verhält sich seine Armee auf der Strategiekarte seltsam zurückhaltend. So ergriff ein Eroberer im letzten Moment die Flucht, als ich noch rechtzeitig ein paar Amazonen-Bogenschützinnen zur Verteidigung herangezogen hatte.

Lustige Questen

Jeder Planet beherbergt eine neutrale heimische Spezies. Diese lässt sich durch Hilfeleistungen oder Geschenke gnädig stimmen. Die intelligenten Pflanzen verachten beispielsweise vegetarische Kultisten, die ihre Kinder als Salat verspeisen.

Kritikpunkte

Unterirdische Regionen, Raumschiffe, Stationen oder Weltraumkämpfe fehlen. Neutrale Fraktionen sind zwar cool, nerven aber mit zu vielen Questen. Es gibt kaum Sprachausgabe. Forschung und Entwicklung erfordern keine harten Entscheidungen, sondern sind relativ linear abzufrühstücken. Gegner verhalten sich oft zaghaft (besser in höheren Schwierigkeitsgraden). Die Diplomatie ist manchmal ein wenig undurchschaubar. Der knuddelige Charme der Vorgänger ist weitesgehend verschwunden.

Was ist gelungen?

Gewohnte Age-of-Wonders-Musik bringt Stimmung rein
Reizvolle Planetenoberflächen mit Geheimorten
Handlung schreitet durch Missionen fort
Ansehen bei Fraktionen steigt und fällt durch Taten
Abgefahrene Wesen mit skuriller Ausrüstung
Vielfältige Möglichkeiten zu siegen (Bild unten)

Fazit: Der alte Flair ist zwar weg, aber Age of Wonders macht auch im modernen Zeitalter Laune

Zum Vergleich habe ich parallel Age of Wonders III und Planetfall gespielt. Nun, der Vorgänger macht noch immer ein wenig mehr Spaß, denn er wirkt einfach runder und symphatischer. Trotzdem sind die neuen Ideen lobenswert. Ich bin glücklich mit den taktischen Optionen durch Technologien und Schusswaffen. Auch die Modifikationen bringen Reiz, denn damit kann man eine harmlose Mücke zu einer mörderischen Flugkreatur aufmöbeln. Gut gefällt mir, dass durch die Ressource „Einfluss“ seltene einheimische Wesen rekrutiert werden können. Unterm Strich bleibt ein tolles Strategiespiel, dass sich aber noch immer hinter X-Com 2, Endless Space 2 oder Civilization VI anstellen muss.

Anmerkung: Im Februar 2020 kam das kostenlose Tyrannosaurus-Update raus, welches mehr Spielanpassungen ermöglicht, Missionen ohne Gründung einer Kolonie gestattet und die Spielbalance verbessert. Außerdem soll es neue Expeditionen, Einheiten-und KI-Verbesserungen, Diplomatie-Optionen und eine besser lesbare Benutzeroberfläche geben. Ich daddele weiter und gebe zu gegebener Zeit Meldung.