Kingdom Come: Deliverance
Entwickler: Warhorse Studios (Prag, Tschechien)
Vertrieb: Deep Silver (Planegg bei München)
Genre: Rollenspiel
Veröffentlichung: Februar 2018
Systeme: PC, PS4, X-Box One  
Spielmodi: Einzelspieler
Sprachen: Text und Synchro auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Polnisch, Tschechisch, Russisch
Veröffentlichungs-Schwierigkeiten
Chefentwickler des Spiels Daniel Vávra fand zunächst keinen Vertrieb und so wurde Kingdom Come: Deliverance durch Sammelfinanzierung "Kickstarter" ermöglicht. Zu einem späteren Zeitpunkt stieg dennoch ein Unternehmen als Publisher ein. Vávra arbeitete zuvor bei 2K Czech, die Hidden & Dangerous, Mafia und Vietcong entwickelten. Das mittelalterliche Rollenspiel ist reizvoll für Fans von Elder Scrolls und Witcher.
Befreiung des mittelalterlichen Königreichs
1403, vor dem Anbruch der Renaissance in Europa, gibt es einen Streit um den Thron Böhmens. Da der neue König Wenzel kaum Macht besitzt, wird ihm die Herrschaft von seinem Bruder Sigismund streitig gemacht. Dessen Heer plündert Städte und Dörfer. Auch Skalitz ist betroffen, in dem Heinrich, der Sohn des Dorfschmieds (Bild oben) lebt. Als Spieler übernimmt man den jungen Handwerker. Aus der Ich-Perspektive gesteuert nimmt man Heinrichs Schicksal in die Hand und hat dabei viel Auswahl.
Viel Freiheit als Knappe
Heinrichs Lehnherr Radzig bindet den Knappen alsbald in vielfältige Aufgaben ein. Er bekommt Rüstung, Schwert, Bogen, Pfeile und ein Pferd. Bißchen Stadtwache hier, Kampftraining da und Beschützen des jungen Herrn Hans gehören dazu, aber auch spannende Detektiv-Aufgaben. Abseits der Hauptgeschichte entdeckt man unzählige Geschichten und trifft alte Freunde.
Ich verbeul dir den Lampenschirm
Egal ob es eine Wirtshaus-Rauferei ist oder ein Kampf mit Rüstung Ritter gegen Ritter - Konflikte gibt es immer wieder. Die Kämpfe verlaufen etwas behäbig. Die Seite, über die angegriffen wird und wie man blockt ist entscheidend. Mit dem Schwert sind ebenso Stiche möglich. Schilde, Streitkolben oder Streitaxt stehen auch zur Auswahl, sowie Bögen für die Jagd und Fernkampf. Trainiert werden die Fertigkeiten durch Praxis, auch im Trainingsring und Lehrmeister können besondere Tricks vermitteln. Ein geschlossener Helm mit Sichtschlitz schränkt das Sichtfeld ein (nur im Kampf, Bild unten).
Fast wie eine Simulation
Als Schmied kann Heinrich seine Klingen an Schleifsteinen selbst schärfen, aber damit nicht genug! Abgenutzte Schuhe, Kleidung und Rüstung können selbst repariert werden oder sie werden zum entsprechenden Handwerker (z.B. Schuster) gebracht. Weitere nützliche Fertigkeiten im Spiel sind Reiten, Redekunst, Schlösser knacken, Taschendiebstahl, Kräuterkunde und Alchemie. Für Letzteres sollte man aber erst mal bei einem Schreiber Lesen lernen, um Rezepte zu verstehen.
Schnapsunmetal lobt den Retterschnaps zum Speichern
Warhorse Studios
Beinahe wäre ich selbst beim Entwickler-Team gelandet. Ich bewarb mich mit der Hütte (Bild oben) als Grafiker.
Synchronsprecher
(Deutsch)
Charakter
Sprecher
Heinrich
Leonhard Mahlich
Heinrichs Mutter
Gundi Eberhart
Heinrichs Vater
Uwe Büschken
Bernard
Bernd Rumpf
Radzig Kobyla
Alexander Brem
Bianca
Maja Maneiro
Theresa
Josephine Schmidt
Herrin Stefanie
Andrea Cleven
Kunhuta
Joseline Gassen
Hanusch von Leipa
Daniel Wellbat
Divisch von Talmberg
Dieter B. Gerlach
Markwart von Aulitz
Matthias Deutelmoser
Konrad Hagen
Klaus-Peter Grap
Händler in Ledetchko
Charles Rettinghaus
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Antje von der Ahe
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Silvia Mißbach
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Anja Rybiczka
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Berenice Weichert
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Jesco Wirthgen
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Christoph Banken
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Björn Bonn
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Rainer Döring
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Sven Brieger
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Stephan Buchheim
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Sebastian Fitzner
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Nick Forsberg
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Mario Hassert
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Christopher Kohn
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Mathias Kopetzki
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Klaus Lochthove
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Axel Lutter
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Hendrik Martz
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Paul Matzke
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Jenny Maria Meyer
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Michael Pink
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David Riedel
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Marco Rosenberg
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Frank Sandmann
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Dennis Sandmann
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Frank Schaff
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Thomas Schmuckert
Anbandeln mit den Mittelalter-Mädels?
Heinrichs Freundin in Skalitz ist Bianca (Bild oben). Verschiedene andere Damen, denen der junge Knappe begegnet, fühlen sich jedoch auch zu ihm hingezogen. Die einsame Burgherrin Stefanie aus Talmberg, Jugendfreundin Theresa, eine gewisse Schankmaid aus Uschitze und mysteriöse Kräuterfrauen aus dem Wald. Die Frauen sind äusserst unterschiedlich, eigenständig und haben nicht immer Zeit für Heinrich. Allerdings ist es nicht möglich, eine weibliche Hauptfigur zu Beginn auszuwählen; gleichgeschlechtliche Beziehungen, wie aus Bioware-Spielen bekannt, ebenso nicht.
Wie schneidet die Grafik ab?
Dank CryEngine gibt es das volle Programm mit dynamischen Wassereffekten, Tag- und Nachtwechsel, Gewittern, Regenschauern und Feuer-Effekten bei Fackeln und Lagerfeuern. Das Design glänzt vor allem bei toller Architektur der Burgen, Häuser und Klöster. In der Natur erkennt man nur selten generisch wirkende "Flickenteppich"-Ebenen. Also alles tip top, bis auf die Kritikpunkte unten.
Kritikpunkte
Da das Spiel zu früh veröffentlicht wurde, saugen PC-Spieler erstmal einen gnadenlos großen 32 Gigabyte Patch. Danach stören kleinere Fehler, wie Lippen-asynchrone Sprache, einige verwirrende Dialoge, unangemessene Kommentare, manchmal Wechsel ins Englische, unterschiedliche Lautstärke bei Gesprächen, das Hochklettern von Leitern klappt gelegentlich kaum und Clipping-Fehler.
Konsoleros haben viel mehr Probleme. Sie leiden unter Abstürzen, langen Ladezeiten und aufpoppenden Objekten (selbst Festungen).
Systemanforderungen
Kingdom Come: Deliverance kann im PC-Options-Menü angepasst werden. Grafikqualität von niedrig bis ultra hoch, fps-Anzeige und beschriebene Optionsregler. Minimalanforderungen sind Intel Core i5, 2500K oder AMD Phenom II X4 940, 8 Gigabyte Arbeitsspreicher, Grafikkarte Nvidia Geforce GTX 660 oder AMD Radeon HD 7870, 40 Gigabyte Festplatte mindestens. Optimal ist Intel Core i7 3770 oder AMD FX 8350, 16 Gigabyte Arbeitsspeicher, Nvidia Geforce GTX 1060 oder Radeon RX 580.
Fazit: Äusserst detailliertes Mittelalter-Rollenspiel mit motivierenden Quests. Aber auch etwas sperrig und nichts für Gelegenheitsspieler

Beinahe kann man hier das böse Wort "Edutainment" nutzen, so viel Infos zum Zeitalter liefert der Spiel-Kodex. Etwas mehr tschechische Begriffe hätten vielleicht gut getan. Mir gefällt besonders die ruhige Mittelaltermusik, die deutsche Synchronisation und überraschende Begegnungen in der lebendig wirkenden, offenen Welt. Gelungen finde ich auch, dass Nahrungsmittel unterschiedlich schnell verderben, sodass man sie schnell verbrauchen oder verkaufen muss. Das Speichersystem kann manche Spieler abschrecken, denn nur beim Schlafen, an gewissen Handlungspunkten und beim Trinken von "Retterschnaps" geschieht dies (Nachtrag: Ein Spielstand kann nun beim Verlassen gespeichert werden). Schade, dass die Entwickler sich nicht mehr Mühe mit den unfertigen Konsolen-Versionen gegeben haben.

Kingdom Come: Deliverance ist übrigens komplett "Fantasy"-los, bis auf den Fakt, dass man wundersames Gebräu brennen kann.