Konzert: The Spirit

Kleiner Klub Saarbrücken
29.02.2020
Support:
Crimson Moon
Narvik

An einem Tag, den es nur alle vier Jahre gibt, predigen den Zuschauern drei besonders erlesene Kapellen. Bedauerlicherweise bewirtet abermals nur ein alleingelassener Herr tapfer alle durstigen Kehlen, da die Durchreiche heute nicht besetzt ist. Aber das beeinträchtigt den bombastischen Abend kaum.

Es beginnt mit Narvik aus der Freiburger Ecke mit ihren atmosphärischen und okkulten Klängen. Zum Glück wurde der Soundcheck schon lange vorher erledigt, sodass vollendetem Genuss nix im Wege steht. Alleinstellungsmerkmal ist die charakteristische Stimme von Redeemer, der zwischen sakral und harsch wechselt. Die Ernsthaftigkeit und Treue zur Lehre steht im Vordergrund und diese Einstellung reißt alle sofort mit. Dem Sound des Studio-Albums „Ascension to Apotheosis“ kommt man nah und ich kann sie nur weiter empfehlen. Stilistisch erinnert die Gruppe, deren Namen an eine norwegische Stadt erinnert, an skandinavische Vorreiter, jedoch ohne eine all zu grimmige Vollattacke zu zelebrieren.

Wenn man den Technik-Test hinschludert, wird's anfangs schon mal krachig und krumm. Das muss man leider bei Crimson Moon erfahren. Die Band hat kalifornischen, rheinland-pfälzischen und französischen Hintergrund, sieht sich aber längst befreit von geografischen Verortungen. Man lebt stattdessen im eigenen Kosmos aus Bitterkeit. In den vergangenen Jahren haben die vier Herren musikalisch schwer zugelegt und sind experimentierfreudig geworden. Die Blockflöte vom Album „Mors vincit omnia“ wurde jedoch zu Hause gelassen. Auch wenn hier und da eigenartig anmutende Stimmungs-Thrash-Metal-Riffs durchschimmern, bleibt die Mucke erwartungsgemäß orthodox.

Eine Spur freier und progressiver verstehen The Spirit ihre Musik. Die Vielseitigkeit der lokalen Helden aus Saarbrücken erlaubt ordentlich Abwechslung und stimmungsmässige Ausflüge, die sich andere Schwarzmetaller nicht genehmigen. Dadurch zündet ihre Kunst auch bei Zuhörern, die Black Metal nicht ganz oben in der Playlist stehen haben. Normalerweise zu dritt haben MT, MS und AT einen ominösen Gast-Gitarristen (AK) zur Live-Unterstützung heraufbeschworen. Also zwei Langhaarige gegenüber zwei Glatzen, um's mal frisurentechnisch auszudrücken. Vom neuen Teil „Cosmic Terror“, das ich mir vor Ort als Vinyl geschnappt habe, gibt's noch nicht so viel. Dafür ist „Sounds from the Vortex“ einfach zu gelungen. Schade nur, dass es noch nicht so viele geistige Gassenhauer gibt und somit das Konzert weit vor 23 Uhr schon vorbei ist.

The Spirit auf Tour 2020
Ragnarök Festival, Lichtenfels (Franken)
17.04.2020
Karmøygeddon Metal Festival, Kopervik (NOR)
02.05.2020
Protzen Open Air (bei Neuruppin)
19.06.2020
Metal im Woid, Schrobenhausen (Oberbayern)
18.09.2020