Gloomaar Festival 2025

Ein bisschen groesser

Dass das Ticket um 5 auf 55 € an der Abendkasse teurer ist, hat wohl auch den Grund, dass dieses Mal ein Post-Rock-Schwergewicht eingeladen worden ist. Dadurch ist der Andrang leicht gestiegen, ohne dass das Eintagesfestival seine gemütliche Atmosphäre verloren hätte.

Kulinarisch gibt es zum einen Hot-Dog-ähnliche Nahrung und zum anderen Crêpes vor der Gebläsehalle. Hoffentlich sind die jedem gut bekommen. Als Alternative zum allseits geschmähten Bit gibt es für 4 € auch das schnell vergriffene Bayreuther Hell, Birra Moretti und Astra. Schön! Außerdem findet sich am Tresen Grauburgunder und eine Riesenauswahl an Limonade sowie Schorle.

Overhead the Albatross

Gerade als ich in die Halle komme beginnt schon Overhead the Albatross. Die (heute) vier Kerls aus Dublin haben sich nach dem ersten Satz des Lieds „Echoes“ von Pink Floyds 1971er Album Meddle benannt. Das war ein super Lied, aber der Sound der Band klingt ganz anders.

Vor dem schon jetzt zahlreich versammelten Publikum legen die Iren ein experimentierfreudiges Set mit hohem Anspruch vor. Vor allem die beiden Sänger Luke an der Gitarre und Synths sowie David am Piano und auch an Synthie-Geräten verausgaben sich total. Zuweilen singen sogar alle vier Jungs.

Cool finde ich, dass hier die Abwechslung wirklich etwas zählt. Kein Song ist wie der andere. Mal etwas progressiver, mal verträumter oder da auch lauter werdend - da ist viel geboten. Den Song „Hibakusha“ erkenne ich wieder. Sie treiben die Synkopierung wirklich an die Grenze des Verständlichen und das kann schon auch anstrengend sein.

Glasgow Coma Scale

Das Festival ist diesmal besonders Post-Rock-lastig und da passt Glasgow Coma Scale aus Frankfurt am Main wie Arsch auf Eimer. Damit sie den Bewusstseinszustand der Zuschauer gar nicht erst mit ihrer Skala testen müssen, spielen sie beherzt los; viel leichter bekömmlich als die komplizierte Band davor.

Im Hintergrund laufen verspulte Videos aus den Themenbereichen Astronomie und Sport - yeah, das gefällt. Auch wenn es die Zuhörer nicht unbedingt bemerken, scheint Schlagzeuger Lala Probleme mit dem Sound zu haben. Das drückt die Laune der ansonsten guten Gruppe, sodass Piotr und Marek sich ihre sonst launigen Sprüche sparen.

Oh Hiroshima

Von vielen wird die folgende Band mit Neugier erwartet: Oh Hiroshima. Japanisch ist hier nix, die Gruppe kommt aus Kristinehamm, Schweden. Instrumental liegt hier nichts im Argen. Astrein und glasklarer Sound in einem breiten Teppich aus atmosphärischen Melodien.

Der Gesang geht in diesem stürmischen Allerlei ein bissel unter, was auch ganz gut ist. Denn sowohl Jakob an der Gitarre als auch der kahle Bassist treffen nicht so ganz den gewünschten Ton. Uiuiui, da gilt es ab sofort, noch etwas zu üben.

Bruit≤

Gloomaar Festivals haben aus gutem Grund immer eine französische Band am Start. Heute heißt sie Bruit≤ und ist aus Toulouse. Dass bei dem „Krach“ ein hoher künstlerischer Anspruch dahinter steckt, merkt man direkt. Und dem werden sie vollkommen gerecht.

Obwohl da viel Noise und Avantgarde mitmischt, kann man den Stücken prima folgen. Mit einem Cello, Sprachsamples, vielen ureigenen Geräuschen und flirrender Hektik muss man dennoch klarkommen. In Stücken wie „Technoslavery-Vandalism“ geht das Konzept voll auf.

Ein ganz schöner Trip, den man fast nur bei ihren raren Auftritten und ihren Tonträgern erleben darf, da sich die Band Streamingdiensten und überhoher Kommerzialisierung entgegenstellt. Für die Franzosen bedeutet das Festival das Ende ihrer seit August laufenden Tour durch Westeuropa.

Alex Henry Foster & the long shadows

Der Co-Headliner kommt aus Montréal: Alex Henry Foster & the long shadows. Mit jeder Menge Personal und dem neuen Album A Nightfall ritual im Gepäck wird die Bühne geentert. Mit Isabel ist sogar eine Saxophonistin mit dabei, die indessen auch andere Instrumente spielt.

Der breit angelegte fast schon überladene Klang ist ziemlich schwer transportierbar, weswegen es einen langen Soundcheck gibt und auch später beim Auftritt ist Alex nicht ganz froh mit der Qualität. Aus meiner Sicht ist die sperrig-krachige Musik mit eigenwilligem Vortrag oder Sprechgesang gewöhnungsbedürftig.

Daher ist die Stimmung gespalten. Die einen feiern die lyrische Kunst, die anderen sind genervt oder finden, dass die Gruppe im Vergleich zu den Bands davor stark abfällt. Die verhaltene Zuhörerschaft fällt auch Alex auf, der sich aber darauf freut, hier auch mal sein Französisch sprechen zu können.

Mono

Mit der Hauptband aus Tokio kommt eine der größten Gruppen, wenn nicht sogar die größte dieses Stils nach Neunkirchen, Mono. Und vor allem der Beginn der Aufführung ist großartig. Dass sie gekommen sind liegt daran, dass sie ohnehin auf Europa-Tour sind.

Takaakira, Yoda mit Gitarren und Tamaki am Bass schaffen eine riesige Klangwelt, wobei sie Hall-Effekte geschickt ausspielen. Trotzdem hörst du jeden Ton raus bei Songs wie „Run on“, „We all shine on“ oder „Pure as snow“.

Mir fällt auf, dass sie ihre Stücke langsam aufbauen. Bei jeder Wiederholung kommt noch was Neues dazu. Dazu brauchst du ein perfektes Zusammenspiel und wahrscheinlich würde es nicht mehr klappen, wenn eine der drei Musiker ausfallen würde. Unterstützt werden sie übrigens vom Amerikaner Dahm Majuri Cipolla am Schlagzeug.

Coltaine

Zu später Stund gibt es noch nach guter Tradition einen metallischen Ausklang. Coltaine aus Karlsruhe packen ziemlich viele Elemente in ihren Sludge-Doom-Mix rein. Vokalistin Julia variiert dabei zwischen Gegrowle, klarem tiefem Gesang und unheimlichen Gesäusele.

Die anderen sind die Brüder Bene und Moe an Gitarre und Bass sowie Schlagzeuger Amin, der auch einen Gong dabei hat; der ist allerdings kleiner als der von Mono. Auch wenn nicht alles perfekt klappt, kommt Coltaine bei den Verbliebenen gut an. Bei mir treffen sie sowieso genau den richtigen Nerv.

Fazit

Ein bisschen einseitig mit typischem Post-Rock-Schwerpunkt. Davon abgesehen das wohl am besten besuchte Gloomaar bisher

Die Hauptband Mono zog womöglich richtig Leute an, denn so viele sah ich noch nie vor Ort, mal abgesehen vom Antattack Festival damals. Ungewohnt waren die vielen Sound-Probleme bei einigen Bands, die Zuhörer aber nicht immer mitbekamen.

Toll finde ich, dass die Besucher noch mehr als sonst aus verschiedenen Ecken kamen. Einige französische Gäste waren da, Leute aus China und auch wieder Simon aus Baden-Württemberg, der schon wieder eine Karte zu viel dabei hatte.

Bestimmt gefällt jedem die gemütliche Atmosphäre auf dem Gloomaar Festival, die Chill-Tribüne hinten und die Merchandise-Stände, an denen du die Musiker auch mal treffen und Platten sowie Wäsche kaufen kannst.